Mit der Forstraupe zur nächsten Generation
Ein kurzer Praxisbericht zur Bodenverwundung mit dem Pflug
Aus einer Idee, die im Gespräch zwischen Revierleiter Jens Freiberger und Maschinenführer Felix Kawitzke aufkam, ist ein Prototyp geworden, der seit Neujahr regelmäßig auf Flächen des Forstamts Heldburg eingesetzt wird:
Die Firma Büttner Ökoservice GmbH und Co. KG hat einen Einscharpflug als Anbaugerät der Forstraupe Moritz von Pflanzelt für den Einsatz im Wald entwickelt. Die Grundidee war Naturverjüngung dort zu fördern, wo sie auf ungünstige Bedingungen trifft, indem man die oberste Mineralbodenschicht freilegt. Je nach Ausgangslage sollen Streifen entstehen, an denen die Rohhumusauflage, die Grasnarbe oder der Brombeerbewuchs zurückgedrängt werden. Anfliegende Samen, insbesondere die kleinfrüchtiger Pionierbaumarten, finden auf diesen Mineralbodenstreifen von etwa 0,5 m Breite sehr gute Keimbedingungen vor. Sie erhalten einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenzvegetation und können in großen Stückzahlen auflaufen. Die vorbereiteten Streifen können auch zur händischen Einsaat genutzt werden oder dienen als Bodenvorbereitung für Pflanzungen.
Das Ferngesteuerte System ist auf die Arbeit im Wald auf kleinen Flächen ausgelegt und wird anhand von steigender praktischer Erfahrung immer weiter optimiert. Ein Hydraulikzylinder kann laufend die Pflugtiefe justieren oder den gesamten Anbau anheben, um bei wechselnder Bodenbeschaffenheit die richtige Pflugtiefe zu erzielen. Vor Hängern an stärkeren Wurzeln schützt den Schar eine direkt davor laufende große Säscheibe. Sie schneidet die meisten Wurzeln durch und hebt den gesamten Anbau bei zu starkem Widerstand aus dem Boden. Hinter dem Schar verhindert eine weitere Reihe von Säscheiben (auf Abbildung 1 noch nicht montiert) das Zurückklappen des Bodens, was anfangs bei Grassoden ein Problem war. Durch das relativ geringe Gewicht der Raupe von etwa 1300 kg inklusive Anbaugerät sowie der vergleichsweise großen Aufstandsfläche von 3500cm2 ergibt sich ein spezifischer Bodendruck von gut 0,38 kg/cm2, was mit einem laufenden Menschen vergleichbar ist. Eine problematische Verdichtung des Bodens ist bei geeigneten Bedingungen unwahrscheinlich. Die Verladung der Maschine mitsamt Pflug ist ohne großen Aufwand mit einem Lieferwagen möglich.
Für einen Hektar benötigt die Maschine etwa 1-4 Stunden, in Abhängigkeit der Streifenlänge, des Streifenabstands und dem Gelände bei Kosten von ca. 90 €/MAS. Für den bisher erprobten Einsatzbereich auf Käferkalamitätsflächen hat es sich als sinnvoll erwiesen, Schlagabraum schon während der Aufarbeitung auf der Gasse zu konzentrieren und diese anschließend zu mulchen. Zum einen wird dadurch bruttaugliches Material zerstört, zum anderen lässt sich die Raupe einfacher über die so vorbereiteten Flächen steuern. Durch die geringe Größe des Systems behindern starke Äste, Stangen und Kronenteile die Fahrt. Sie können zwar umfahren oder überrollt werden, verringern aber spürbar die Leistung. Auch dem Einsatz im Hang sind Grenzen gesetzt, insbesondere weil es sinnvoll ist, quer zum Gefälle zu pflügen, um Bodenerosionen vorzubeugen. Ein moderater Skelettanteil im Boden ist für das Pflugsystem unproblematisch, Flächen mit sehr hohem Skelettanteil sind hingegen nicht sinnvoll bearbeitbar.
Die Leistungsfähigkeit der kleinen Maschine und die Ergebnisse des Pflugsystems haben bisher alle Beteiligten positiv überrascht. In den nächsten ein bis zwei Jahren wird sich zeigen, wie deutlich die Effekte der streifenweisen Bodenverwundung auf das Aufkommen von Naturverjüngung sind.
Philipp Novacic