Berichte
26.09.2024: Bericht zur Herbstexkursion der Thüringer ANW in den privaten Forstbetrieb Eichberg
Um 9:00 Uhr trafen sich ca. 30 Mitglieder und Freunde der ANW zur Herbstexkursion am Jagdhaus des Forstbetriebes Eichberg im Revier Weimarland des Forstamtes Bad Berka unter Leitung von Revierleiter Hans Fiedler. Im Jahr 2016 erwarb die Familie Groß von Trockau den Betrieb mit 313,12 ha, wovon rund 250ha arrondiert sind und auch jagdlich in Eigenregie bewirtschaftet werden.
Gelegen ist der Betrieb ca. 2 km südlich von Klettbach im Wuchsgebiet „Ostthüringisches Trias-Hügelland“, Wuchsbezirk „Ilm-Saale-Muschelplatte“ und befindet sich in einer Höhenlage zwischen 310-460m über NN. Die mittlere Jahrestemperatur lag von 1986-2016 bei 9-10 Grad, der durchschnittliche Niederschlag bei 708mm. Von 2018 - 2020 lagen die mittleren Niederschläge bei knapp unter 500 mm. Die hauptsächlichen Bodentypen sind Rendzinen und Terra-fusca-Rendzinen in wenigen Bereichen auch Braunerde-Rendzinen mit reicher Nährstoffversorgung.
Jeder Eigentümer, egal ob privat-, kommunal-, oder staatlich- sollte die Ziele seines Betriebes selbstbestimmen und möglichst schriftlich formulieren. Der Eigentümer, Herr Karl Groß von Trockauhat hier für seinen Betrieb zusammen mit dem Revierleiter, Hans Fiedler, als fachlichem Berater, in vielen Gesprächen und Begängen eine Leitidee des Dauerwaldes entwickelt, die von beiden überzeugt vertreten wird. Gemeinsam haben sie dann ein langfristiges Waldbaukonzept abgestimmt und schriftlich formuliert.
Nach dem dieser Schritt getan war, gab es an der jagdlichen Zielrichtung nicht mehr viel zu rütteln und zusammen mit dem Eigentümer wurde dann ein langfristiges Jagdkonzept erstellt und in den Folgejahren auch konsequent umgesetzt. Die Erlegung des Verbeißenden Schalenwildes konnte von 6,4 St./100 ha im JJ 2019/20 auf 20,8 bis 31,2 St. in den Jahren 2020/21 bis 2023/24 gesteigert werden.
Damit waren die elementaren Grundsteine zum Umbau des Betriebes in einen artenreichen, vielschichtigen und klimatoleranteren Dauerwald gelegt.
- Sehr gute Arbeit! Glückwunsch! -
Anhand von 5 Waldbildern erläuterte Hans Fiedler das Vorgehen des Betriebes und es wurde eifrig diskutiert, wobei zur grundsätzlichen Ausrichtung und Zielstellung des Betriebes weitgehende Einigkeit bestand. An den zwei ersten Waldbildern ging es um den Umgang und die Strategie bei (Käfer)-Schäden bis zum weitgehenden Ausfall der Fichte in unterschiedlichen Entwickungsstadien und den damit verbundenen Bodenzuständen. Um das Belassen von Totholzinseln, um Schäden an der Verjüngung zu verhindern und ihr günstigere Aufwuchsbedingungen zu sichern. Auch Hochstubben wurden belassen und dienen unter anderem auch zur Gassenmarkierung, um Bodenschäden durch zusätzliche Befahrung zu vermeiden.
Die Wiederbewaldung soll in diesem Betrieb stets extensiv unter bestmöglicher Nutzung der natürlichen Verjüngung (NV) und wo diese noch nicht ausreicht, soll die NV truppweise oder im Weitverband (6x6m) mit zukunftsfähig erscheinenden Baumarten ergänzt werden. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf Baumarten die im Ausgangsbestand nicht vorkommen, wie z.B. Baumhasel, Schwarznuss, Walnuss, Roteiche und Spitzahorn. Aber auch Eiche, Winterlinde, Kirsche, Sorbus Arten und weitere Baumarten werden mit eingebracht, wobei dies immer extensiv mit Stückzahlen von 200 bis 500 St./ha geschieht. Das Ziel sind 15 Baumarten auf allen Flächen. Bei den Pflegen ist eine abgestufte Prioritätenliste zu erstellen, um die Dominanz oder zumindest das Überleben der jeweils gewünschten Baumarten zu sichern.
Sehr eindrücklich sind die weitständigen Pflanzungen von Weißtanne, welche aus Gründen der Arbeitssicherheit gleich im ersten Jahr unter den bewusst belassenen Totholzinseln verwirklicht worden sind. Die mildernden Schirmwirkungen hinsichtlich Hitze- und Kälteentwicklungen in den Totholzinseln betonte Hans Fiedler sehr eindringlich und überzeugend.
Gezeigt wurde auch die truppweise Einbringung von ca. 40 Eichen in Wuchshüllen umfüttert mit Winterlinden. Dieses Vorgehen erfordert einen hohen Pflegeaufwand, weil die anderen sich natürlich einstellenden Baumarten hier immer wieder zurückgedrängt werden müssen.
Dieser Aufwand verschärft sich noch in einer gezäunten Fläche, die im unteren Teil komplett mit Eiche bepflanzt wurde und jetzt nur mit hohem Input so gepflegt werden kann, dass das Ergebnis fördermittelkonform wird.
Nach dem Mittagessen im Jagdhaus mit Wildgulasch und Getränken ging es zum Abschluss zu einer 116-jährigen Laubholzfläche mit 8 BA im Oberbestand und zum Teil absterbenden Bäumen. Diese Fläche war bereits für die im kommenden Winter geplante Durchforstung mit 40m Gassenabstand ausgezeichnet.
Die Diskussion ging hier weniger um die Höhe der geplanten Eingriffsstärke von ca. 30 Efm/ha ohne Gassen, als mehr um das Festhalten am Z-Baumprinzip oder das Belassen und Fördern vitaler Bäume. Diskutiert wurde auch, wie eine ausreichende Beteiligung von Edellaubholz an der Verjüngung gesichert werden kann.
Insgesamt empfanden die Teilnehmenden die Exkursion als sehr gelungen. Dazu trugen die klar fixierten Ziele, die vom Eigentümer nicht nur toleriert, sondern überzeugt mitgetragen werden ebenso bei, wie eine lebhafte und würdigende Diskussion. Ein Betrieb auf einem vergleichsweise sehr guten Weg!
Bemerkenswert ist auch die zunehmende Verjüngung der Exkursionsgemeinde, dank der guten Beteiligung der ANW-Hochschulgruppe Erfurt und junger Forstleute im Anwärterdienst mit Interesse an naturnahen Herangehensweisen.
Artikel von Hubertus Schroeter
Fotos von Dominik Carstensen und Daniel Heinrich
25.04.2024 # ANW-Frühjahrsexkursion
Alternativer Umgang mit Fichte und deren Sterben im Wuchsgebiet Mittlerer Thüringer Wald
Die Eröffnung der Frühjahrsexkursion fand bei der Fürstlich Castell'schen Forstverwaltung in deren Revier Oberschönau statt. Neben rund 70 Teilnehmenden begleitete winterliche Witterung den Exkursionsvormittag. Revierleiter Uwe Reißenweber stellte den Forstbetrieb vor, in dem neben straffen Durchforstungen im Jung und Altholz zunehmend Zwangsnutzungen das Holzerntegeschehen der letzten Jahre bestimmen.
Die Vorbereitung eines Lichtregimes für ankommende Naturverjüngung ist eine der Hauptaufgaben im Betrieb. Vor allem in den noch unlängst wenig behandelten Hang- und Steilhanglagen. Der Ausbau einer Risikovorsorge soll folglich unter Schirm erfolgen. Die Frage des Schirmerhalts in sterbenden und gestorbenen Fichtenbeständen konnte (noch) nicht in situ beantwortet werden.
Am Nachmittag wechselte die Exkursion in den Zukunftswald Unterschönau. Dieser wurde im Jahr 2000 gemeinsam von der Umweltstiftung Greenpeace und dem Bergwaldprojekt e.V. erworben. Die Organisatoren Christoph Wehner und Hendrik von Riewel vom Bergwaldprojekt zeigten sich überzeugt vom Leitmotiv der Abkehr von klassischen hochmechanisierten Bewirtschaftungsmethoden. Bodenschutz und Nährstoffnachhaltigkeit wurden am ersten Exkursionspunkt ebenso diskutiert wie das Primat der natürlichen Verjüngung sowie die unterstützte Beimischung von Weißtanne. Bei Störereignissen sollen rund ¾ der Baumbiomasse in stehender oder liegender Form erhalten bleiben.
In labilen Beständen (hohe H/D-Werte und hohe Anteile an Schälschäden) wie diesem Fichtenjungbestand sind Pflegeingriffe angelegt in motor-manuellen Verfahren und unter weitgehendem Erhalt des Ernteholzes als liegende Verhaue mit Verbissschutzcharakter. Zum Schutz vor Borkenkäferentwicklung erfolgen die Eingriffe in der Herbst- und Winterzeit und alle Stämme werden als mögliche Brutbiotope mindestens in Halbmeterstücken zersägt.
Bilder und Text: D.Heinrich
22.09.2023: Versuchte Waldwende – Drei Jahrzehnte Einsatz für den Dauerwald
Unter diesem Leitgedanken feierte die ANW-Landesgruppe Thüringen am 22. September des vergangenen Jahres ihr dreißigjähriges Bestehen. Den Auftakt bildete eine Exkursion mit Revierleiter Wolfgang Grade (stellv. Vorsitzender) ins Weimarer Webicht, einem ehemals fürstlichen Walddistrikt mit barocker Hofjagdattitüde, welcher heute als gelungenes Beispiel für etablierte Dauerwaldbewirtschaftung im urbanen Raum gelten kann.
Damit kam bereits zum Ausdruck, dass auch die Bewirtschaftung unserer Wälder und die mehr oder minder gesuchten Änderungen der Vorzeichen sich nicht einfach aus sich heraus erklären lassen. Es braucht steten Abgleich zwischen Errungenem und Notwendigem, und nicht zuletzt der kritischen Würdigung einer geleisteten Entwicklung. Insofern ist aus einem Blick zurück manchmal ein besserer Blick nach vorn zu erlangen.
Die eigentliche Festveranstaltung im alten Jagdzeughaus in Bad Berka mit knapp 60 Mitgliedern, Freunden und Gästen übte dann genau das – den einen oder anderen Blick zurück.
Ohne Frage gut angelegt waren diese Blickrichtungen in den Grußworten von Volker Gebhardt (Vorstandssprecher ThüringenForst AöR), Dirk Fritzlar (Vorsitzender Thüringer Forstverein) und Peter Schwöbel (Ehrenvorsitzender der ANW Thüringen) – allesamt Gründungsmitglieder sowie beredte Zeugen der mutigen und schaffensreichen Anfangsphase der ANW-Landesgruppe Thüringen. Hans von der Goltz flankierte die Beiträge pointiert und gleichsam mit Hervorhebung der breiten politischen Bemühungen, die naturgemäße Dauerwaldwirtschaft als konsensfähiges Praxismodell zu verankern.
Heute erleben wir ein breites Interesse am Dauerwald gerade in der heranwachsenden Generation von Forstleuten. Die Exkursionsgemeinschaften verjüngen sich erfreulich, die thüringer ANW-Hochschulgruppe organisiert und vernetzt sich zusehends. Wie eindrucksvoll und gleichauf unwirklich wirkt es da von Peter Schwöbel zu hören, dass sich in der Gründungsphase der Landesgruppe ab 1992 – aus berechtigter Sorge vor dienstlichen Repressalien – zunächst kein Forstamtsleiter zutraute, die Aufbauarbeit im Amt des Vorsitzenden zu leisten. Zu gewagt erschien der Bruch mit erlernten und verlangten klassischen Waldbautraditionen und mit den die Wälder durchziehenden Ideologien der Hegejagd. Rückendeckung aus der forstlichen Ministerialbürokratie bot allein der damalige Landesforstchef Dr. Volker Düssel, kein Mitglied aber erfreulicherweise ebenso anwesend in Bad Berka wie zur Gründungsveranstaltung 1993 in Creuzburg.
Von Anbeginn an verstand die Thüringer ANW ihren selbstgestellten Auftrag und ihr Tun als Beitrag zu einer dringend gebotenen Waldwende. Da jede Wende zum Besseren hin mit Meinungen und Werthaltungen im Kopf beginnt und sich sprichwörtlich der Geist anstecken lassen muss, ist es verständlich, dass sich die Thüringer ANWler neben dem Sammeln guter Beispiele in südlicher und westlicher Richtung auch dem Verbreiten der Ideen naturgemäßer Waldwirtschaft im eigenen Land intensiv widmeten.
Wie nah Zuversicht auf die Entfaltung einer besseren Waldzukunft und Demütigungen und Rückschläge auf dem Weg dorthin beieinander lagen, zeigte eindrucksvoll der Festvortrag von Prof. Dr. Manfred Schölch mit dem Thema „Waldumbau: Anlässe, Erfahrungen, Ausblicke“.
Hier nahm er unter anderem das Thüringer Waldumbauprogramm von 1996 unter die Lupe, zu welchem er – im Auftrag der damaligen Thüringer Landesforstverwaltung – selbst die Konzeption zur Umsetzung erarbeitet hat. Es ist nicht zur Ausführung gekommen, im Gegenteil. Nach der Jahrtausendwende verschärften sich Ton und Tun von jagdpolitischen Seite gegenüber den Naturgemäßen. Das Klima für die Verfechter des Dauerwaldes, die doch noch in den frühen 1990er Jahren mehr Freiheitsgrade und eine größere Euphorie leben konnten, schien sich zu ändern. Dennoch arbeitete gerade die Generation der ersten Stunde unablässig weiter an den Ideen und deren Überführung in gerechte Dauerwälder.
Die von Lars Wollschläger, Vorsitzender der ANW-Landesgruppe Thüringen seit 2020, in seinem Festvortrag gezogene Bilanz ist also berechtigt positiv.
Stolz, aber nicht selbstgefällig, können wir auf ausgemachte und gut entwickelte ANW-Bespielbetriebe des Dauerwaldes in Thüringen blicken, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Wald. Die Mitgliederzahlen steigen vor allem durch den Zuspruch junger Menschen in forstlicher Ausbildung. Eine ANW-Hochschulgruppe an der FH Erfurt unterstützt seit 2017 die Bildungsarbeit auf dem Weg zum Dauerwald. Bereits 2014 wurden originäre ANW-Gedanken Grundlage der Dienstordnung Waldbau und damit der gemischte und strukturierte Dauerwald zum Leitbild des Waldbaus bei ThüringenForst. Frühjahrs- und Herbstexkursionen stärken die Dauerwaldinteressierten im Hinblick auf das Lernen aus der Praxis für die Praxis in Thüringen. Jahresexkursionen führen in hervorragende Beispielbetriebe bei europäischen Partnern und in für das forstliche Handeln unersetzliche Naturwälder.
Nachhaltige Veränderungen passieren selten im Gleichmaß, sondern eher eruptiv, wie der aktuelle Waldwandel durch den tiefgreifenden klimatischen Wandel, oder eben in bedeutend kleineren Gangarten. Insofern bot die 30-Jahre-Festveranstaltung zahlreiche Möglichkeiten sich der vielen schon gegangenen Schritte zu vergewissern – und der Gemeinschaft, in der sie gesetzt wurden. Das zeigte nicht zuletzt das lange Beisammenbleiben des Großteils der Teilnehmenden nach dem offiziellen Veranstaltungsende.
Resümee: Eine Waldwende zu mehr naturgemäßem und damit wahrscheinlich zukunftsfähigerem Wald ist heute nötiger denn je, sie ist im Hinblick auf Dauerwald stets zukunftsoffen zu denken und in Thüringen auf großen Flächen noch nicht erreicht. Dauerwald ist – nicht nur in Thüringen – scheinbar nicht anweisbar. Dauerwald bleibt eine Generationen beschäftigende Daueraufgabe. Die Umsetzung in der Unterweisung wie auch in der praktischen Ausführung selbst ist kräftezehrend, die Ergebnisse selbst sind beglückend. Möge allen Wegbereitern und den nachrückenden Köpfen lange Zeit gute Gesundheit beschieden sein.
Caroline Lippold, Daniel Heinrich
ANW-Landesgruppe Thüringen
07.07.23: Ein Freitag für den Dauerwald
Borkenkäferkalamität und Waldumbau – Waldbegang im Revier Oehrenstock
Am 07.07.2023 trafen sich rund 20 Forstfrauen und – männer im Revier Oehrenstock des Forstamts Frauenwald zur Veranstaltung der Reihe „ein Freitag für den Dauerwald“ zum Thema „Borkenkäferkalamität und Waldumbau“. Auch Studierende der FH Erfurt waren zahlreich vertreten und zeigten hohes Interesse am waldbaulichen Vorgehen in fichtendominierten Regionen. In einer fünfstündigen Exkursion zeigte Revierleiter Andre Deglau verschiedene Waldbilder und stellte die Ergebnisse seiner langjährigen naturgemäßen Waldbewirtschaftung vor.
Von der Schortemühle ging es zu Fuß für die Zwei- und Vierbeiner das Schortetal hinauf. An den Exkursionspunkten zeigte Andre Deglau Einblicke in 35 Jahre intensive Revierarbeit und stellte eindrucksvoll den Waldumbau in ehemaligen einschichtigen Fichtenreinbeständen zu strukturierten und gemischten Waldbildern vor. So entwickelte er in seiner Dienstzeit mit ursprünglich 17 ha Unterstand im Revier, dauerwaldartige Strukturen, sodass das Revier Oehrenstock heute einen Unterstand auf über 700 ha bestehend aus vorwiegend Buche, Fichte, Weißtanne, Douglasie, Weichlaubhölzern, Bergahorn und Anteilen von Eiche, vorweisen kann.
Als sein „Geheimrezept“ betont er immer wieder die ausdauernde Bejagung und regelmäßige Durchforstungen als Basis zur Entwicklung standortsangepasster baumartenreicher und stabiler Mischwälder. Seine Rehwildstrecke ist konstant auf hohem Niveau und steigt sogar jährlich. Die Vorverlegung der Jagd auf den Monat April sieht er als unverzichtbar an. Ab sofort möchte Revierleiter Andre Deglau auf Pflanzungen und Zaunbau verzichten und ausschließlich auf natürliche Sukzession und Nachwuchs setzen. Gerade in Zeiten der Borkenkäferkalamität und der seit dem Jahr 2018 anhaltenden Dürre und abgängiger Wälder scheint dies ein erfolgsversprechender Weg, um den Thüringer Wald weiterhin zu erhalten. Selbst bei abgängiger Fichte bleibt ein Grundbestand für die nächsten Generationen erhalten und große Kahlflächen zur Wiederbewaldung werden vermieden.
Nach dem Anstieg wurde bei Bratwurst und Kaltgetränken über die forstliche Situation im Revier sowie die weitere Entwicklung der Wälder diskutiert und neue Kontakte geknüpft.
Ein herzlicher Dank gilt Andre Deglau für die Ausrichtung, Verpflegung und Vorbereitung der Veranstaltung.
Katharina Bloß, FoA Frauenwald
Juni 2023: Jahresexkursion der ANW-Landesgruppe Thüringen in die griechischen Rhodopen
Griechenland – da denkt wahrscheinlich jede und jeder erstmal an Meer, Strand und weiße Häuser. Aber Griechenland ist noch mehr. Zum Beispiel hohe Berge, unberührte Täler und Wälder ... und Ziegen.
Zu dieser Erkenntnis kam jedenfalls unsere Exkursionsgruppe aus 25 Forstleuten, Waldbesitzenden und Studierenden, welche sich im Rahmen der Jahresexkursion der ANW-Landesgruppe Thüringen auf den Weg in die Rhodopen machten. Vom 05. bis zum 13. Juni 2023 lernten wir diese reich ausgestatte Landschaft im Nordosten Griechenlands, in der Verwaltungsregion Ostmakedonien und Thrakien kennen und schätzen.
Ziel unserer Reise war es, vor allem einen Blick zu gewinnen hinüber zu gleichwertigen Waldstandorten, eingedenk eines sich deutlich warm und stark sommertrocken entwickelnden Klimas. Wir waren neugierig, welche trockenverträglichen Baumarten vielleicht auch bei uns als Mischung und Ergänzung dienen können und wie generell in Nordgriechenland Waldwirtschaft betrieben wird.
Montag, 05. Juni 2023
Nach individueller Anreise fanden wir uns alle am Flughafen Thessaloniki ein, um den Bustransfer nach Stavroupoli zu nehmen. Stavroupoli liegt etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Rhodopen-Hauptkamm (Grenze zu Bulgarien) und Thrakischen Meer. Dort wurden wir herzlich willkommen geheißen durch den uns zum Freund gewordenen Pantelis Theodoridis – Regionalförster, Tourguide, Quartiergeber und Ansprechpartner in allen Belangen.
Dienstag, 06. Juni 2023
Der erste volle Exkursionstag führte uns in den Erymanthos-Wald, in dem Waldarbeiter mit Holzernte beschäftigt waren. Auf dem Weg dorthin konnten wir zum ersten, aber nicht letzten Mal die Höhenzonierung der Landschaft spüren: Von reichen Eichenwaldgesellschaften (Steineiche: Quercus ilex, Traubeneiche: Quercus petraea, Ungarischer Eiche: Quercus frainetto) mit Beimischungen Kieferarten (Schwarzkiefer: Pinus nigra, Rumelische Kiefer: Pinus peuce, Föhre: Pinus sylvestris) und Silberlinde (Tilia tomentosa) und schließlich Buchen (Rotbuche: Fagus sylvatica, Orientbuche: Fagus orientalis) und Tannen (Weißtanne: Abies alba, Griechische Tanne: Abies cephalonica, Bulgarische Tanne: Abies borisii-regis). Interessant war die morphologisch nicht immer eindeutige Zuordenbarkeit innerhalb verwandter Arten. So gibt es insbesondere bei den Eichen- und Buchenarten hybride Formen.
Die meisten der griechischen Sukzessionswälder, insbesondere in den unteren und mittleren Gebirgslagen, entstanden, nachdem die typische Beweidung mit Ziegen und Schafen seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts immer mehr zurückging und die Natur die Chance hatte, sich die Flächen allmählich zurückzuerobern.
Die Forstwirtschaft in Griechenland ist extensiver als bei uns. Das Holz bleibt in der Regel in der Region, entweder als Brennholz oder Sägeholz. Die Nutzungsmengen liegen dabei deutlich unter den Zuwächsen. Der Großteil des Waldeigentums ist in den Händen des griechischen Staats. Die Ernte erfolgt im Stockverkauf, dass heißt die Waldarbeiter kommen aus den umliegenden Dörfern, sprechen die Ernte mit dem zuständigen Förster ab und Ernte und Verkauf erfolgen über sie. Dabei zeichnen versierte Vorarbeiter einzelstammweise mit dem Beil am Stamm und mit dem Anschlaghammer am Stammfuß (als Kontrollmarke) aus. Die Förster kontrollieren die Hiebsvorbereitungen. Es erfolgt nach dem Holzverkauf eine prozentuale Erlöserstattung an das Forstamt.
Am heutigen Tag konnten wir einige Professoren der Universität kennenlernen, live bei Holzfällungen dabei sein und auch selbst mit Auszeichnen. Zum Abschluss der Waldrunde besuchten wir mit dem Chaidou-virgin Forest einen Prozessschutzwald auf rund 1.500 Meter Höhe an der unmittelbaren Grenze zu Bulgarien. Dieser ist geprägt von alten Buchen mit vielfältigen Stammformen und für die Höhenlage beeindruckenden Oberhöhen (ca. 30 Meter) und entsprechender reicher Krautvegetation.
Nach all den neuen Eindrücken wurden wie dann noch (wie eigentlich an jedem Tag) regionalspezifisch, reichlich und lecker kulinarisch versorgt.
Mittwoch, 07. Juni 2023
Am dritten Tag stand der Elatia-Forest auf dem Plan – ein Waldgebiet, welches fast nur aus Fichte (Picea abies) besteht. Diese Baumart erreicht hier den südlichsten Punkt ihrer natürlichen europäischen Verbreitung und ist in 1500 m Höhe sichtbar standortsgerecht. Das Vorkommen endemischen Arten der Balkanregion unterscheidet den Elatia-Wald in der Biodiversität deutlich von den mittel- und nordeuropäischen Fichtenwäldern. Der Anblick von intakten grünen Fichtenbeständen war für die Thüringer Förster sehr ungewohnt.
Auch hier findet eine minimal punktuelle forstwirtschaftliche Nutzung statt. Nach dem bereits auf der letzten Auslandsexkursion bewährten Motto „Kompakt bleiben“ kamen trotz unterwegs gesichteter Braunbärspuren alle wieder an und wir kehrten auf dem Rückweg noch in eine typische Taverne ein.
Donnerstag, 08. Juni 2023
Bei herrlichem Sommerwetter gab es heute einen weiteren Höhepunkt unserer Reise – eine gemeinsame Kanutour auf dem Nestos, einem Fluss, der im bulgarischen Rilagebirge seine Quelle hat und in der Nähe von Kavala ins Thrakische Meer mündet. Auf seinen letzten Kilometern bildete sich über die Jahrtausende die tief eingeschnittene, breite und artenreiche Nestos-Schlucht, die nun ein Schutzgebiet nach Natura 2000 Kriterien darstellt.
So konnten wir unter anderem Schwarzstorch, Wiedehopf, Bienenfresser, Gänsegeier und Uferschwalbe beobachten. Auch die Vegetation war sehr spannend und divers, als Besonderheit konnten wir den östlichen Erdbeerbaum (Arbutus andrachne) ausmachen. Bei zwei Pausen gab es Gelegenheit für ein erfrischendes Bad und interessanten Gespräche mit unseren Kanuführern.
Auf dem Heimweg nach Stavroupoli konnten wir von einem herrlichen Aussichtspunkt aus die zurückgelegte Kanustrecke aus der Vogelperspektive bestaunen und uns in einem verlassenen Dorf mit freilaufenden Kühen, Ziegen und Pferden ein kurzes Dasein teilen.
Freitag, 09. Juni 2023
Ziel des heutigen Tages war der Frakto Virgin Forest, circa 70 km nördlich der Stadt Drama auf einer Höhe von 1700 m und mehr. Das Urwaldgebiet ist seit 1979 als Nationales Naturmonument „Central Rhodopi Virgin Forest“ deklariert. Geografisch geschützt durch die nach drei Himmelsseiten hin verlaufende Gebirgskammlinie entwickelt sich dieser Wald seit mindestens 500 Jahren nahezu ungestört als Bergmischwald mit ausgeprägten Urwaldstrukturen aus Buchen (Rotbuche, Orientbuche und deren Hybriden), Fichte, Tannen und Ahorn (Acer heldreichii). Das Relief ist geprägt von tiefen Taleinschnitten mit Wasserfällen und einem hohen Anteil endemischer Pflanzenarten wie der Rhodopen-Lilie (Lilium rhodopaeum).
Auf der Strecke hinauf zum Frakto-Urwald konnten wir in unteren und mittleren Gebirgslagen den dort vorkommenden Kiefernprozessionsspinner, mit seinen Fußballgroßen Gespinsten, vor allem in Schwarzkiefern in großer Häufung entdecken. Dieses inzwischen massive Problem stellt die hiesige Forstverwaltung vor neue Herausforderungen.
Nach einem kurzen Abstecher in das Forest Village of Frakto, einem weit abgelegenen Hüttendorf für Waldarbeiter mit kleiner Schau- und Informationsstelle für die Naturausstattung des Gebietes, ließen wir den Abend zunächst in Drama und dann in Stavroupoli ausklingen.
Alle besuchten Wälder der letzten Exkursionstage liegen, trotz ihrer Unterschiedlichkeit und Entfernungen untereinander, im zirka 170.000 Hektar großen Rhodopi Mountain-Range National Park.
Samstag, 10.06.2023
Der Tag begann mit Kulturgeschichte in Xanthi, wo wir das Wohnhaus eines reichen Tabakhändlers besichtigten, welches heute als Museum fungiert. Der Tabakanbau war von etwa 1820 bis zu den Weltkriegen in der Region weit verbreitet und brachte großen wirtschaftlichen Aufschwung und Reichtum. Das spiegelte sich auch in der Einrichtung des Händlerhauses wider.
Danach ging es hinauf in die Berge, wo uns Pantelis auf einer langen Wanderung noch einmal die Schönheit und Vielfalt der Landschaft zeigen wollte. Allerdings machte uns ein großes Gewitter mit anhaltendem Starkregen einen Strich durch die Rechnung. Statt zu Fuß legten wir einen Teil der Strecke auf der Ladefläche zweier von Pantelis hervorragend organisierten Pick Ups geschützt mit einer großen Plastikplane zurück.
Dann weiter zu Fuß zur Hütte von Hassan, einem guten Freund von Pantelis, wo wir uns im einzigen Wohnraum am offenen Kaminfeuer trocknen und erholen durften. Dazu gab es regionaltypische Polenta mit griechischem Ayran. So ungeplant, ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Bei unserem Aufbruch hatte es auch aufgehört zu regnen und wir liefen einen verborgenen schmalen steilen Pfad vorbei an geschneitelten Buchen zurück in die Zivilisation.
Sonntag, 11. Juni 2023
Es verschlug uns noch einmal an den Fluss Nestos, in das Nestosdelta. Zugehörig zum Nationalpark „Ostmakedonien und Thrakien“, eignen sich die Nebenarme, Seen und Lagunen der Deltalanschaft hervorragend zur Vogelbeobachtung. Begleitet von einem Mitarbeiter des Nationalparks und Vogelkundler entdeckten wir unter anderem Flamingos, Rosa-Pelikane, Rötelschwalben, verschiedene Brachvögel (Stelzenläufer, Kiebitze, Uferschnepfen etc.). Selbst ein Goldschakal ließ sich blicken.
Abends bot sich eine gute Gelegenheit, Xanthi mit seinen Restaurants und Cafés näher kennenzulernen.
Montag 12. Juni 2023
Der letzte Tag wartete noch einmal auf mit einer interessanten Begegnung. Bevor wir uns ganz der Kultur des Landes widmeten, entführte uns Pantelis ein letztes Mal in den Wald. Mit Hilfe von Pferden und Mulis und einem ausgeklügeltem Packsystem wurde Brennholz von der Einschlagsfläche im Steilhang zum Polterplatz transportiert. Es war sehr spannend, diese Zusammenarbeit von Mensch und Tier zu beobachten.
Danach besuchten wir die archäologische Ausgrabungsstätte Philippi, ein Muss für alle Besucher der Nordgriechenlands. Philippi ist aufgrund seiner Bedeutung als älteste christliche Gemeinde Europas 2016 zum UNESCO-Welterbe erklärt worden. Das Tabakmuseum von Kavala stand als Nächstes auf unserer Liste. Dank der engagierten Museumsmitarbeiterin wurde die Geschichte des Tabakanbaus und der Tabakverarbeitung für uns sehr lebendig. Ein kleiner Stadtbummel rundete den Kulturtag ab.
Die Exkursion in die griechischen Rhodopen ermöglichte den Teilnehmenden interessante Waldeindrücke und Einsichten zur Geschichte und Bedeutung des Waldes für die hiesige Region. Inwieweit das Baumartenspektrum auch in unseren Regionen und Wäldern Fuß fassen kann, bleibt zu probieren. Sicher müssen hier der Gesetzgeber und die forstlichen Forschungsstellen der Länder den Spielraum zur Saatgut- und Pflanzenverwendung erweitern sowie umfänglich begleitete Anbauversuche initiieren.
Darüber hinaus sammelten wir auch wunderbare kulturelle und kulinarische Eindrücke. Wir möchten uns ganz herzlich bei Pantelis für seine Organisation und Fürsorge bedanken, sowie allen anderen Begleitern, die uns die Tage in Griechenland mit ihrem Wissen und Engagement bereichert haben. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die ANW Bayern für die Kontaktvermittlung!
Claudia Kindermann-Weiß, Caroline Lippold
ANW-Frühjahrsexkursion am 27. April 2023 im Revier Tautenburg
Die Bewirtschaftung von Laubholzbeständen unter besonderer Berücksichtigung von Naturschutzaspekten verschiedener Schutzkategorien, langfristigen Klimaänderungen und Großstadtnähe
Am 27. April 2023 fand im Revier Tautenburg des Forstamts Jena-Holzland eine Exkursion zur Bewirtschaftung von Laubholzbeständen statt. Das Thema der Exkursion lag auf der besonderen Berücksichtigung von Naturschutzaspekten verschiedener Schutzkategorien, langfristigen Klimaänderungen und den Besonderheiten aufgrund der Großstadtnähe.
Etwa 100 Personen nahmen an der Exkursion teil, die von Revierleiter Matthias Beyer, Forstamtsleiter Bernhard Zeiss und der ANW Thüringen organisiert wurde. Der vorliegende Bericht, gibt einen Überblick über den Ablauf der Exkursion und die behandelten Themen.
Das Laub-Mischwaldrevier befindet sich im Nord/Westlichen Bereich des Forstamts Jena-Holzland und umfasst ca. 1.800 ha. Davon sind ca. 1.400 ha Landeswald, 90 ha Kommunalwald, 300 ha Privatwald sowie 10 ha gehören sonstigen Eigentümern. Der Kommunalwald ist vollständig beförstert. Der Privatwald ist kleinparzelliert und wird bis auf wenige Ausnahmen nur hoheitlich betreut. Die Höhenlagen erstrecken sich von etwa 150 m über NN bis etwa 325 m über NN. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei etwa 7,5 °C - 8,5 °C. Die jährlichen Niederschlagssummen betragen 500 - 600 mm. Das vorherrschende Grundgestein ist Muschelkalk, mit Lößauflage. Im Revier befinden sich 3 FFH Gebiete und 2 Naturschutzgebiete.
Die Exkursion begann um 9:00 Uhr an der Landessternwarte. Aufgrund der außergewöhnlich hohen Zahl an TeilnehmerInnen wurden zwei Gruppen gebildet, die jeweils vier verschiedene Bestände besichtigten. Am Beispiel jedes Bestands wurden unterschiedliche Themen behandelt und diskutiert.
Das erste Waldbild war ein mittelalter Buchen-Mischbestand. Nach der Bestandsbegehung diskutierten die TeilnehmerInnen über den Umfang und die Notwendigkeit eines Vorratsaufbaus, die Eingriffsdringlichkeit und -stärke, die Möglichkeiten zur Förderung von Mischbaumarten, die Sinnhaftigkeit und Folgen der Verbreiterung von Gassenabständen, alternative Arbeitsverfahren, die Zukunftsfähigkeit der Z-Baum Selektion sowie die Legitimation der Forstwirtschaft in der Öffentlichkeit, was besonders im Hinblick auf die Großstadtnähe des Reviers erhöhter Aufmerksamkeit bedarf.
Bei dem zweiten Waldbild handelte es sich um einen Jungbestand aus Buchen, der in der Vergangenheit Sortimentshiebe mit Schirmschlag durchlaufen hatte. Die Diskussion drehte sich hauptsächlich um die Frage, welches waldbauliche Ziel wir in der Forstwirtschaft erreichen wollen und was wir dafür heute und in der Zukunft leisten können und müssen.
Am Beispiel des dritten Waldbilds wurde das eigens entwickelte Naturschutzkonzept von Matthias Beyer, basierend auf dem Trittstein-Naturschutzkonzept nach Ulrich Mergner, vorgestellt. Aktuell sind bereits 4 - 5% der Gesamtfläche von ca. 1.400 ha stillgelegt und in Trittsteinbiotope umgewandelt, zukünftig werden 10% Stilllegungsfläche angestrebt. Die Größen der einzelnen Trittsteine schwanken zwischen 0,10 und 3 ha und sind strategisch über die gesamte Revierfläche verteilt. Zudem wurden besonders Bodenschutz, Orchideenkartierung, sowie Totholz und Habitatbäume im vorgestellten Naturschutzkonzept aufgegriffen.
Anschließend wurden insbesondere die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Forsteinrichtung besprochen und von den TeilnehmerInnen im Hinblick auf eigene Revierstrukturen und Erfahrungen reflektiert und eingeordnet. Es wurde auch über den Umgang mit Totholz in Wegenähe sowie die damit einhergehenden Gefahren, über den optimalen Umgang und über die Gewichtung von Stilllegungs-/Naturschutzflächen und
Forstwirtschaft diskutiert.
Bei der Besichtigung des vierten Waldbildes wurde vorrangig über Durchforstung und die Auszeichnung junger, artenreicher Bestände gesprochen. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf den damit einhergehenden Kosten und den Möglichkeiten für Pflegeeingriffe, sowie auf dem Umgang mit verbleibendem Totholz.
Es handelte sich um einen Südhang und ehemaligen Kahlschlag, auf dem vor ca. 45 Jahren ausschließlich Lärche, Eiche, Schwarznuss und Speierling gepflanzt wurden. Das enorme Potential des Standortes wurde am Beispiel dieses Waldbildes besonders veranschaulicht, da durch Naturverjüngung, auf dieser Fläche, mittlerweile mehr als zehn verschiedene Baumarten (wie z.B. Elsbeere, Esche oder Bergahorn) und ebenso auch Orchideen zu finden sind. Die Diskussionen und Erfahrungen haben deutlich gemacht, dass die praktische Umsetzung von Naturschutz und Stilllegung in eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Forstwirtschaft, insbesondere in Großstadtnähe, einer individuellen Abwägung bedarf.
Die Exkursion hat gezeigt, dass im Revier Tautenburg ein innovatives und integratives Naturschutzkonzept umgesetzt wird, das teilweise auf Trittsteinbiotopen basiert. Die stillgelegten Flächen tragen zur Artenvielfalt bei und stellen wichtige Rückzugsräume für gefährdete Arten dar.
Die Diskussionen über die Integration von Stilllegungs- und Naturschutzflächen in die Forstwirtschaft haben deutlich gemacht, dass es wichtig ist, einen sinnvollen Ausgleich zwischen den beiden Aspekten zu finden, was mitunter herausfordernd sein kann. Zudem wurde durch die Erfahrungen des Revierleiter verdeutlicht, wie unablässig die gute Zusammenarbeit mit Bürgern und mit den Naturschutzbehörden ist.
Abschließend lässt sich die Exkursion als äußerst informativ und spannend einschätzen. Die Teilnehmenden erhielten wertvolle Einblicke in die Bewirtschaftung von Laubholzbeständen unter Berücksichtigung von Naturschutzaspekten verschiedener Schutzkategorien sowie den langfristigen Klimaänderungen – und in die Besonderheiten, die mit der Nähe des Reviers zur Großstadt einhergehen. Die Diskussionen zeigten, dass es viele Herausforderungen, aber auch Chancen für die Forstwirtschaft, insbesondere im Hinblick auf den integrativen Naturschutz, gibt. Wir bedanken uns bei den Organisatoren für die hervorragende Veranstaltung und freuen uns sehr auf weitere dieser Art.
Text und Fotos:
Julia Elisabeth Bloch und Carolin Peters
Ein Tag, zwei Reviere, 30 Jahre Waldbau – ANW-Herbstexkursion am 6. Oktober 2022
ANW-Exkursion am 26. April 2022 ins Revier Gräfenroda, Forstamt Finsterbergen
Fichtenwirtschaft im Thüringer Gebirge – Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie – Dauerwald und Waldumbau im Thüringer Gebirge
Erstes Waldbild --- Teilfl. 131 b1 mit 17,7ha, Hff – ZG2/ZG3/ZGg3U, Klimabereich 34, Nordhang
Zweischichtiger Fichtenreinbestand im mittleren bis starken Baumholz in der Hangneigungsstufe 4 (größer 50%), Höhe über NN 700 – 750 m
OB 100% Fichte mit 135 Jahren, 1,01 bestockt, mit ca. 730 Vfm/ha
UB Fichte mit einzelnen Buchen
Der Planungsvorschlag der FE von 2016 beträgt 100 Efm/ha einzelstammweise, in 2 Nutzungen.
Forstamts- und Revierleiter betonten, dass sie auch in Zukunft auf solchen Standorten und in dieser Höhenlage mit der Fichte wirtschaften wollen. Vor dem Hintergrund der Klimaentwicklung, die in den letzten Sommern sichtbar wurde und den daraus folgenden Erwartungen für die BA Fichte kam schnell die Frage auf welche Erwartungen man insbesondere für den Oberbestand habe?
Die Diskussionen gingen in der Entnahmestärke von 120 Efm/ha (2x60 Efm) bis zu 400 Efm/ha (250 + 150 Efm), von Saumkahlschlägen bis zur einzelstammweisen Nutzung, wobei das bayerische Gebirgsmodell mit der Ausformung von „Buchten“ beidseits der Seiltrassen mehrheitlich favorisiert wurde. Bei der Ausformung der Buchten ist darauf zu achten, dass am Rand möglichst stabile Bäume stehen, um die Nachbrüche zu begrenzen.
Relativ einig war man sich, dass der Oberbestand noch wichtige differenzierende Wirkungen für den Unterstand hat und dass man die vorhandenen Mischbaumarten durch Pflege auf jeden Fall begünstigen und erhalten will. „Schäden“ an der Verjüngung in Folge der Holzernte (HE) sollten (als Chance) genutzt werden um weitere Mischbaumarten einzubringen.
Auch wenn der Wunsch besteht auf diesen Standorten weiter mit der Fichte zu wirtschaften, so ist doch keineswegs sicher wie lange das noch möglich sein wird. Damit drängt sich auch die Frage auf wie weit das „System Fichte“ hier zu lande noch zukunftsfähig ist, oder ob zur Sicherung der zukünftigen Waldfunktionen der Schwerpunkt der Betrachtungen nicht viel stärker auf die Folgegeneration zu lenken ist? Wenn dem so ist stellen sich die Fragen, was bringt man wie und wann im Unterstand noch ein und wie viel fm des Oberbestandes braucht man dauerhaft, um das Überleben der Mischbaumarten und eine Differenzierung im Unterstand zu gewährleisten?
Zweites Waldbild --- Teilfl. 137a11 mit 7,88ha, Mf – ZG 2 / ZG3 Klimabereich 34; südöstl. geneigt
Zweischichtiger Fichtenreinbestand im mittlere Baumholz, Höhe über NN ca. 650 m
OB 100% Fichte mit 121 Jahren, 0,68 bestockt, mit ca. 470 Vfm/ha
UB Fichte überwiegend im Dichtstand mit einer Oberhöhe von ca. 5-6 m
Der Planungsvorschlag der FE von 2016 beträgt 60 Efm/ha einzelstammweise im OB.
Diskussionspunkte waren:
- Pflege im Unterstand: Ja oder nein?
- Pflegezeitpunkt?
- Förderung und Einbringung von Mischbaumarten?
- Technologie Holzernte Oberbestand?
Erfreulich war eine gute Differenzierung nach Höhe und noch mehr nach Durchmesser im Unterstand. Aufgrund des gedrängten Dichtstandes im Unterstand kommt nur wenig Wasser am Boden an (hohe Interzeption) und die Wahrscheinlichkeit, dass der Unterstand in Trockenstress gerät (evtl. komplett ausfällt) und die Einzelbäume eine unzureichende Wurzelentwicklung haben ist hoch.
Eine Stammzahlreduktion wäre teuer (ca. 1500,-€/ha), zudem würde das verbleibende Material so hoch liegen, dass auch nur ein Teil des Niederschlages am Boden ankäme, das Holz würde für verschiedene Käferarten aber durchaus bruttaugliches Material darstellt. Wichtig ist in jedem Fall vorhandene Mischbaumarten durch Pflege zu sichern und möglichst auch noch weitere Mischung einzubringen.
So ging die Diskussion denn auch von unbedingt möglichst zeitnah auf Stückzahl reduzieren, über Energieholzentnahme, bis zu noch warten und in ca. 5 Jahren mit dem Harvester durch eine erste Holzernte pflegen. Einigkeit bestand darin vorhandene Mischbaumarten auf alle Fälle durch Pflege zu sichern.
Sinnvoll erscheint mir eine Energieholznutzung auch wenn damit ein gewisser Nährstoffentzug verbunden ist. Es wäre eine zumindest kostendeckende Vereinzelung im Unterstand, die einen Pflegeeffekt für die verbleibenden Individuen hat, die die Wasserversorgung deutlich verbessert und bei der kein Brutmaterial für die Borkenkäfer verbleibt.
Im Oberbestand der sich sehr differenziert darstellt, sind die 60 Efm bei einem Vorrat von 470 Vfm, eher eine untere Grenze.
Drittes Waldbild --- Teilfläche 140 b11, 2, 3 mit 7,62 ha, Mf – ZG3 Klimabereich 34, östlich geneigt
OB 100% Fichte 59 Jahre, 0,83 bestockt mit Beimischung von Kiefer und Birke, Höhe über NN ca. 650 m, Vorrat ca. 340 Vfm/ha.
Der Planungsvorschlag der FE von 2016 beträgt 80 Efm/ha in 2 Eingriffen und eine Pflege im Unterstand.
Der Waldumbau unter Einbeziehung von natürlich entstandenen Vorwäldern aus Pionierbaumarten, hier überwiegend der Birke, nach Kalamität in einem aufgelichteten Fichtenreinbestand war an dieser Stelle das Thema. Zu sehen war das segensreiche Wirken der Pionierbaumarten. Nach nur 15 Jahren war in den gepflegten Birken ein Waldinnenklima entstanden, dass sich sehr vorteilhaft auf die Optionen der Lichtsteuerung und damit der Differenzierung auswirkt. Die Begünstigung bereits vorhandener-, sowie die Einbringung weiterer Mischbaumarten ist damit ebenfalls viel besser steuerbar.
Pionierbaumarten sind Lichtbaumarten und brauchen, um stabil zu werden, eine möglichst lange (mind. 70%) Krone. Ohne mehrmalige Pflegen fallen sie i. d. R. frühzeitig aus und machen regelrecht „die Biege“. In der Diskussion wurde auch gefragt ob es eine Option sei die Birken in einem Schritt auf einen Abstand von 7m zu reduzieren? Das würde bewirken, dass sich das Waldinnenklima erst deutlich später, beim Erreichen eines relativen Dichtschlusses, einstellen würde.
Insgesamt eine sehr gelungene Exkursion, bei einem sehr engagierten Team vor Ort. Hier wurden keine „Traumhaften Waldbilder“, dafür aber echte Aufgaben, die es zu lösen gilt, gezeigt und diskutiert.
Hubertus Schroeter, Mai 2022
Okt. 21: ANW Jahresexkursion - Österreich/ Slowenien
Vom 6. – 10. Oktober brachen 24 Mitglieder der ANW-Landesgruppe Thüringen zur Jahresexkursion 2021 nach Kärnten in Österreich auf.
„Kompakt bleiben!“ – Das war das Motto der 5 Tage, in denen nicht nur Wälder in Österreich, sondern auch in Slowenien, auf dem Plan standen. Nach einer 6-stündigen Fahrt erreichten am Mittwochabend alle 4 Kleinbusse aus den unterschiedlichen Ecken Thüringens das Seehotel Hoffmann, wo man sich bei einem gemeinsamen Abendessen auf die kommenden Tage einstellte.
Am Donnerstagmorgen begrüßte Revierleiter Wilhelm Himmelbauer die Gruppe im Forstbetrieb Reichenfels im oberen Lavanttal. Bei strömenden Regen und bester Laune diskutierte man über das „Chaos mit System“ und die Forstbetriebsplanung, die sich auf eine permanente Stichprobeninventur mit fixen Probekreisen stützt. Herr Himmelbauer erläuterte die K-Wertmethode, über die er die Fichtenaltholzbestände auszeichnet, oder besser gesagt, „auszeigt“. Dabei diente ihm der Bitterlichstab, um in Abhängigkeit des Durchmessers den Konkurrenzdruck der Z-Baum-Bedränger zu beurteilen. Gegen Mittag lud dann die Familie Rittler auf ihr Gut Lichtengraben ein, stellte das Schloss und dessen Gesichte vor und servierte frisch geräucherte Forelle. Über das Klippitzthörl führte die Route weiter nach Hüttenberg im Görtschitztal, dem Geburtsort des Bergsteigers Heinrich Harrer. Mit dem Besuch des ihm gewidmeten Museums kam so auch das Kulturelle nicht zu kurz. Hoch hinaus führte für einige Mutige anschließend noch der Lingkor, ein tibetischer Pilgerpfad in der Felswand gegenüber des Museums. Nach der Rückfahrt ins Hotel ließ man den Abend bei gutem Essen und dem einen oder anderen Glas Rotwein ausklingen.
Der Freitag führte nach Slowenien. Dr. Franc Pogacnik, Betriebsleiter des 21.000 ha Kirchenforstes und Dr. Ales Kadunc, Leiter des Forstunternehmens GG Bled, erwarteten die Thüringer ANW-Gruppe in Bohinjska Bistrica. Am Vormittag besichtigte man gemeinsam das Revier Jelovica. Große Schneebrüche, Stürme und Borkenkäferbefall sorgten für große Kalamitätsflächen in diesem Gebiet, die wiederbewaldet werden sollen. Es wurden dabei nicht nur waldbauliche Erfahrungen ausgetauscht, sondern auch Vergleiche der forstwirtschaftlichen Strukturen in Slowenien und Deutschland gezogen. Nach einem
Mittagessen im Restaurant Resje in Nemski Rovt stand ein Besuch des Reviers Pokljuka an, wo vor allem Schnee- und Hanglagen die Holzernte anspruchsvoll gestalten. Zusätzlich schränkt die Ausweisung von Schutzzonen und Skianlagen forstwirtschaftliches Handeln stark ein. Die Rückfahrt führte über das Radovna-Tal und den Wurzenpass nach Österreich, ins Hotel am Ossiacher See.
Der Betrieb von Familie Hippel/Fugger war das erste Ziel am Samstag, dem vorletzten Tag der Reise.
Das Haus der Familie bildete durch seine Holzbauweise und Kombination aus Altem und Neuem den Gegenstand erster Gespräche, bevor die eigentliche Betriebsgeschichte des Waldes von Andreas Fugger erläutert wurde.
Er vertrat die mittlerweile 4. Generation des Familienbesitzes. Die Bestände aus Fichte, Tanne und Buche sowie weiterer Begleitbaumarten zeigte eindrücklich, wie naturnahe Waldbewirtschaftung und biologische Automation Hand in Hand gehen können. Schneebrüche und Windwürfe waren immer wieder Ausgangspunkte für Naturverjüngung und einer daraus folgenden vertikalen Differenzierung und Strukturierung. Unter einer dazukommenden bestandesschonenden Einzelstammentnahme entwickelte sich ein Waldbild, welches sicher eines der Höhepunkte der Exkursion war. Nach einem guten Mittagessen im Gasthof Gröblacher in Köstenberg begab sich die Gruppe zu einem Revierbegang im FV Dobein. Geführt von Markus Wedening besprach man die Themen Waldumbau und Wildtiermanagement nach starkem Borkenkäferbefall. Dr. Georg Frank ergänzte die Führung durch einen spannenden Einblick in das Thema Naturwaldreservate und deren Handhabung und Überwachung in Österreich bevor man zu einem weiteren Highlight der Exkursion aufbrach.
Es folgte eine Besichtigung des höchsten Holzturms der Welt. Mit 100m Höhe thront der Pyramidenkogel über das Keutschacher Seental und den Wörthersee. Im Genuss einer atemberaubenden Aussicht und bei schönem, jedoch windigem Wetter konnte die Gruppe in einer exklusiven Führung mit dem Architekten alles über die Entstehung und Bauweise aus Holz erfahren. Der Weg hinauf war steil und so bot es sich für einige Mutige an, den deutlich schnelleren Weg hinab zu wählen. In der höchsten Rutsche Europas, die um den Turm herumgebaut ist, konnte man innerhalb weniger Sekunden wieder den Erdboden erreichen.
Am Sonntag, dem letzten Exkursionstag, stellte Dr. Eckart Senitza - Vorsitzender von Pro Silva Austria und Pro Silva – Gut Poitschach vor, das seit fast 30 Jahren naturnahe Waldbewirtschaftung betreibt. Einen interessanten Beitrag zur Rolle der Forstbehörden in Österreich bot Herr Günther Flaschberger, bevor den Teilnehmern ein Blick in die kleine, niedliche barocke Kirche auf dem Gut gewährt wurde.
Während der folgenden dreistündigen Revierbegehung diskutierte man mithilfe zahlreicher Tabellen und Diagramme über Kalamitäten, Naturschutz aber auch über Durchforstungen, Pflegen und Wiesenaufforstungen sowie über eine Dauerbeobachtungsfläche. Der leider schon letzte Tag konnte mit einem Mittagessen im Gasthof zum alten Mesner ausklingen. Im gemütlichen Beisammensein ließ man noch einmal alle interessanten und bereichernden Erlebnisse Revue passieren und tauschte sich bereits über mögliche spannende Reiseziele für die nächste Jahresexkursion aus.
Die Exkursion nach Österreich und Slowenien ermöglichte den Teilnehmern das Kennenlernen neuer, anderer Perspektiven auf den Wald und dessen Bewirtschaftung. Darüber hinaus ergaben sich auch wunderbare Eindrücke kultureller und kulinarischer Art. Einen besonderen Dank richten wir an Dr. Eckart Senitza für seine Programmgestaltung und Begleitung, ebenso wie den Organisatoren der ANW-Landesgruppe Thüringen und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen auf der nächsten Exkursion in die Wälder außerhalb Thüringens.
Caroline Lippold, Amelie Wohlleben
17.09.21: Ein Freitag für den Dauerwald
im Forstamt Bleicherode-Südharz, Revier Christianenhaus
Forstamtsleiter Gerd Thomsen konnte am 17.09.2021 eine Gruppe von insgesamt 10 Interessierten zum Thema „Umgang mit dürren Fichtenbeständen“ im Forstamt Bleicherode-Südharz begrüßen. Der Vormittag führte durch verschiedene Waldbilder im Revier Christianenhaus. Zunächst erläuterte Gabriel Schwarze (Sachgebiet Waldarbeit und Technik) die wichtigsten Punkte zum Umgang mit stehendem Totholz aus der Fachanweisung „Schadholzmanagement“. Kern des Tagesprogrammes war die Besichtigung des Monitoringprojektes „Fichtendürrständer“, welches vom Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrums Gotha geplant und vom Forstamt angelegt wurde. Unterstützt von Revierleiterin Christin Krug stellte Sonja Gockel (Sachgebiet Waldbau, Jagd und Fischerei) den Versuchsaufbau vor.
Ziel ist die Untersuchung der ökologischen Wirkungen des stehenden Totholzes in verschiedenen waldbaulichen Varianten. Dazu wurde ein flächiger Dürrständer-Bestand belassen, ein Bereich mit gruppenartige Totholzinseln und ein Bereich mit Hochstubben (in ca. 1,80 bis 2m Höhe) angelegt. Zum Vergleich dient eine Freifläche, die unmittelbar räumlich anliegt. Für alle Flächen ist eine künstliche Wiederbewaldung geplant. Beobachtet werden der Wiederbewaldungserfolg und die Auswirkungen des belassenen Totholzes (auf Boden, Vegetation und Klima). Erste waldökologische Ergebnisse zwischen den verschiedenen Varianten zeigen aktuell schon einen deutlichen positiven Einfluss des Totholzschirms auf die Bodentemperatur.
Die Veranstaltung war geprägt von einer offenen und konstruktiven Diskussion im kleinen Kreis. Sicherlich ungewöhnlich anzusehen für die Teilnehmer war die angelegte Fläche mit den Hochstubben (Foto). Hier ist eine Stockachselpflanzung mit Laub- und Nadelholz geplant. Weitere Wiederbewaldungsmöglichkeiten, die Gestaltung der räumlichen Ordnung, Arbeitssicherheitsaspekte, und die zukünftige Begehbarkeit wurden erörtert und abgewogen, sowie die Nutzung von Hochstubben als dauerhafte Gassenmarkierung.
Deutliches Fazit aller Beteiligten: das Thema lässt noch viele Fragestellungen offen. Ein Erfahrungsgewinn kann nur durch Erproben und Beobachten, und letztendlich dem gemeinsamen Erkenntnisaustausch entstehen.
Herzlichen Dank an Gerd Thomsen und sein FoA-Team für diesen Tag!
Sonja Gockel
17.09.21: Ein Freitag für den Dauerwald
im Forstamt Heldburg, Revier Gleichamber
Eine bunt gemischte Truppe aus Amtsleitern, Revierleitern, Praktikant/-innen und Funktionern, insgesamt übersichtliche 8 dafür Interessierte, fand sich zu einem kurzweiligen Waldgang im Revier Gleichamberg.
Revierleiter Mathias Eisenbach stellte prägnant und transparent seine Erfahrungen zu Wiederbewaldungsmaßnahmen nach Abgang jüngerer Fichtenbestände vor: Trupppflanzung, Konkurrenzvegetation, Pflugstreifen. Ergebnis: Weniger und dann richtig (Trupps, Pflege, Markierung, Beobachten) sind mehr.
Beeindruckend war auch der Unterschied zwischen Schirm (=Waldklima) und abgedeckter Fläche (=Ackerfläche mit Unkraut) – siehe Foto.
Anschließend schaute die Gruppe in der Naturwaldparzelle/Totalreservat (NSG) „Buchenhof“ nach, wie die Natur das Problem „sterbende Fichten durch Borkenkäfer“ seit Jahren löst: Mit Abbau des freigesetzten Stickstoffs (Holunder, Himbeere), in den Verhauen geschützter Naturverjüngung, Vorwald (Birke, Aspe). Allein durch die Vielfalt an Strukturen ist der Dauerwald schon denkbar.
Zum Abschluss wurde der „Urwald von morgen“ (über 180-jähriger Buchenbestand in der NWP) erwandert – kleinflächiges Nebeneinander aus einzeln abgängigen Buchen, Verjüngung. Eben der kleine Kreislauf… was ein Gegensatz zum großen (boreal anmutenden) Fichtenkreislauf davor.
Lars Wollschläger
„Ein Freitag für den Dauerwald“
im Forstamt Jena - Holzland
Unter der Leitung von Forstamtsleiter Bernhard Zeiss, Martin Balke, technischer Koordinator und ehem. Revierleiter Rothehofsmühle und Phillip Vogel, Revierleiter Quirla, ging es am 17.09. unter dem Motto: „Verschiedene Ansätze zur extensiven Wiederbewaldung“ in die genannten Reviere.
Auf durch Kalamitäten entstandenen Kleinflächen bestand in den letzten Jahren die Möglichkeit, extensiv genutzte Bereiche zu schaffen, die nach Jahren der Entwicklung, während der Exkursion vom Fachpublikum begutachtet und diskutiert werden konnten.
Durch gezielte Förderung des Dauerwaldes, die konsequente Reduzierung der Wilddichte, etablieren von standortgerechten Baumarten sowie Naturverjüngung und regelmäßiger Pflege konnten Flächen abseits der Monokulturen und den damit verbundenen uns allen bekannten Gefahren entstehen. Nicht alle Ergebnisse entsprachen den eigenen Vorstellungen über die zukünftige Entwicklung der Flächen und so würden bestimmte Entscheidungen nach dem heutigen Wissenstand anders getroffen werden. Dies gab ausreichend Potenzial für spannende Diskussionen unter dem aufmerksamen Publikum.
In Bezug auf Naturverjüngung und Fördern von bislang ungenutztem Holz sollten wir visionär in die Zukunft schauen, so könnten ggf. auch Baumarten und Sortimente, die heute noch nicht im Fokus der Industrie und Baubranche stehen, im Zuge der technischen Entwicklungen, von großem Interesse sein. Auch die Pflege der Flächen und die damit verbundene, nötige Schaffung von Arbeitsplätzen für Forstfachkräfte sollte nicht außer Acht gelassen werden. Dies würde eine Verschiebung der Prioritäten ergeben, sodass mehr Geld für den künftigen Einschlag eingeplant werden müsste und vorerst weniger Geld generiert werden könnte.
Die Exkursionsflächen (Versuchsflächen) zeigen, wie die Aufgabe des Waldumbaus in Zukunft bewältigt werden kann, dass aber auch noch erhebliches Potenzial in weiteren Versuchen steckt um den Wald für alle Eventualitäten, verbunden mit dem Klimawandel und unseren Bedürfnissen, langfristig zu stärken.
Martin Schiebe
Katastrophe als Chance - Sukzession als Baustein der smarten Wiederbewaldung
Herbstexkursion 2019
Die Thüringer ANW Herbstexkursion führte am 9. Oktober 2019 in das Forstamt Erfurt-Willrode. Forstamtsleiter Dr. Chris Freise stellte den rund 50 Teilnehmern das gemeinsam im Forstamt entwickelte Konzept vor, wie die Dürre-Katastrophe in einem naturnah wirtschaftenden Betrieb nicht nur bewältigt, sondern auch als waldbauliche Chance genutzt werden kann. Und zwar für die Etablierung von klimastabilen Lichtbaumarten und die Integration von Sukzessionsprozessen und Weichlaubhölzern in ein nach wie vor als Gesamtstrategie verfolgtes Dauerwaldkonzept.
Die Exkursionsroute zeichnete den gedanklichen Entscheidungsprozess im Forstamts-Team nach. Gestartet wurde im Landeswald des Reviers Kranichfeld bei Revierleiter Ronald Schäfer. Im Palisadengrund konnten sich die Teilnehmer mal wieder von den enormen Vorteilen strukturreicher Wälder überzeugen, die hier bei langjährig einregulierten Schalenwildbeständen von Douglasien, Fichten und Kiefern im Oberstand und einer reichen Naturverjüngung aus rund 15 verschiedenen Baumarten geprägt waren. In den fichtenreichen Partien löste sich der Oberstand mit einem Borkenkäferloch nach dem anderen Stück für Stück auf, so dass hier über höheren Lichtgenuss auch Baumarten wie Eiche, Kiefer und Lärche eine Chance finden. Die Entwicklung sahen Revierförster Ronald Schäfer und Forstamtsleiter Dr. Chris Freise mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Tragisch sei, dass hier durch den Klimawandel großflächig das Nadelstarkholz verschwinde, mit dem in dauerwaldartigen Strukturen eine ökonomisch extrem auskömmliche naturnahe Waldwirtschaft möglich gewesen wäre. Beruhigend wirke, dass auf diesen Flächen keinerlei Investition in Pflanzung erfolgen müsse und durch das vorhandene Derbholz in Strukturresten bereits in wenigen Jahren wieder Durchforstungserträge anfielen.
Diskussionspunkt bei diesen Waldbildern war vor allem die Jungbestandspfleg unter Schirm. Einige Teilnehmer sahen darin eine Chance, auch in der Naturverjüngung unter Schirm für mehr individuelle Stabilität und Artenvielfalt zu sorgen. Die Gastgeber verwiesen auf die biologische Automation durch die Schirmwirkung des Oberstandes. Die ausreichend stabile Selbstdifferenzierung in derartigen Beständen konnte mit einer Bachelorarbeit belegt werden (BÖHNKE, M. (2019): Selbstdifferenzierung von Fichtennaturverjüngung unter Schirm - Eine Fallstudie im Revier Kranichfeld des Forstamtes Erfurt-Willrode. Bachelorarbeit, Fachhochschule Erfurt). Bei der Artenvielfalt setzen sie neben der Jagd vor allem auf das Lichtmanagement. Im Landeswald des Forstamtes werden außer in naturschutzfachlichen motivierten Projekten unter Schirm grundsätzlich keine Jungbestandspflegen oder schematischen Stückzahlreduktionen durchgeführt. Einig war man sich über die Bedeutung der punktgenauen Pflege in Jungwäldern, sobald sie vom Oberstand vollständig abgedeckt sind.
In direkter Nachbarschaft zeigte Revierförster Torsten Singer im Betreuungswald mit der Unterstützung von Simon Mende und Lennart Kühn, wie risikoträchtig und verjüngungsarm sich die gleichen Ausgangsbestände bei 3 herbivoren Schalenwildarten und einem anderen Jagdregime entwickeln. Im Betreuungswald des Forstamtes treffen diese Randbedingungen leider für einen großen Flächenanteil zu. Den Waldbesitzern blieb nichts anderes übrig, als mit allen Vor- und Nachteilen massiv in die künstliche Wiederbewaldung einzusteigen. Der klassische Weg mit Flächenräumung, hohen Pflanzzahlen und intensiver Kulturpflege wurde dabei durchaus erfolgreich auf beachtlichen Flächen umgesetzt, werde aber jetzt zunehmend kritisch hinterfragt. Die Zäune seien fast nicht mehr zu kontrollieren und der Arbeitsaufwand und das finanzielle Risiko (keine Fördermittel ohne Nachkontrollen) türme sich auf. Knackpunkte seien neben der reinen Flächengröße vor allem das klimatische Ausfallrisiko der Jungbäume und die Vergrasung, die durch Flächenräumung und Mulchen zusätzlich angeheizt werde. Wie sich die Teilnehmer selbst großflächig überzeugen konnten, führt die intensive Flächenvorbereitung zwar zu optimalen Bedingungen für Pflanzung und spätere Kulturpflege. Allerdings wird so auch in einem Arbeitsgang aus einem Waldboden mit reichlichem Diasporenpotenzial für holzige Gewächse eine Calamagrostis-Wiese hergestellt. Den Waldbesitzern sei es wichtig, etwas für ihren Wald zu tun, man sei aber zunehmend offen für extensivere Ansätze, die das Risiko minimieren und auch mit längeren Zeiträumen zum Ziel führen, führte Torsten Singer aus.
Diese Ansätze waren dann nach einer Mittagsstärkung mit Waldbratwurst und Bulette vom Rost am Forsthaus Willrode im Landeswald des Reviers Egstedt bei Revierleiter Robert Frohwein zu sehen: Sturmschäden und Borkenkäferlöcher wurden dort in standortsfremden Fichtenreinbeständen aus Nachkriegsaufforstungen für die Einbringung von Eichen und Wildbirnen mit kleinen Intensiv-Flächen genutzt. Als Schulwald und waldpädagogisches Projekt mit einem Durchmesser von rund einer Baumlänge gestartet, überzeugten die kleinflächigen Initiale nach 5 Jahren mit nahezu 100%igen Anwuchsprozenten und Oberhöhen von 2 m. Wuchshüllen und Robinienstäbe waren bei Rehwildabschüssen über 12 St./100 ha eher zum Wiederfinden und Mähschutz in wuchskräftiger Brombeere als zum Schutz gegen den Äser erforderlich. Allerdings seien auch diese Flächen mit Wuchshüllen nicht zum Pflege-Null-Tarif zu haben, schilderte Robert Frohwein. Jährliches Freischneiden und Reparieren der Wuchshüllen seien letztendlich fast mit den Pflegekosten bei klassischen Kulturen zu vergleichen, nur dass sie hier eben auf wesentlich kleinerer Fläche und damit beherrschbarer anfallen. Die sonst bei freier Sukzession reichlich aufkeimenden Baumarten werden aber auch bei dieser Variante durch die Pflege nahezu eliminiert.
Nach dieser gefälligen Variante der Wiederbewaldung war der nächste Exkursionspunkt für viele Teilnehmer eher gewöhnungsbedürftig. Revierleiter und Forstamtsleiter zeigten eine Störfläche in einem ehemaligen Fichtenreinbestand aus Pflanzung nach Kahlschlag, die über fast 20 Jahre und verschiedene Ereignisse Stück für Stück gewachsen war und nur sehr kleinflächig zum Beispiel für das Einbringen von Hickorys und Schwarznüssen aus eigenen Beständen genutzt wurde. Der große Teil der Fläche zeigte aber Sukzessionswälder mit führender Birke, Aspe und auch einem Teil von Schlusswaldbaumarten in Höhenstufen von bis zu 14 m. Auch diese Flächen mit ihrer Entwicklungsdynamik wurden durch eine Bachelorarbeit im Forstamt näher untersucht (SINGER, N. (2020): Sukzessionsprozesse als Beitrag für eine risikoarme Wiederbewaldung. Bachelorarbeit, Fachhochschule Erfurt). Forstamtsleiter Dr. Chris Freise konnte zeigen, wie das noch unbeeinflusste Samenreservoir im Waldboden selbst durch dickste Brombeerhecken stößt und diese Stück für Stück ausdunkelt. Die entstehenden Weichlaubholzbestände werden zum Teil sekundär durch Schlusswaldarten wie Hainbuche, Buche und Buntlaubholz unterwandert und beherbergen im Oberstand auch etliche Bergahorne, Wildkirschen und sogar die ein oder andere Eiche. In Teilen können diese Bestände bei einem aufnahmefähigen Industrieholzmarkt nach 15 bis 20 Jahren mit positivem Deckungsbeitrag durchforstet werden und bieten zahlreiche waldbauliche Entwicklungsmöglichkeiten: von der gezielten Starkholzerziehung und ggf. Astung von Birke bis zur Nutzung als reiner Vorwald oder Entwicklung als Mischwaldtyp mit hohen Weichholzanteilen. Alles ohne 1 Euro Investitionskosten und als reiner Prozessschutz. Nur Geduld koste das Abwarten dieser Entwicklung und sicher auch Kommunikationsaufwand aufgrund der ungewohnten Bilder bei Waldbesitzern und Besuchern.
Ob diese Geduld nicht durch mehr Investitionen ersetzt und so schneller zu produktiveren Wäldern führen solle, wurde intensiv diskutiert. Forstamtsleiter Dr. Chris Freise betonte, dass es eben auf die Ziele der jeweiligen Waldbesitzer und die individuellen Rahmenbedingungen ankomme. Interessant sei, dass es zahlreiche Beispiele „missglückter“ Kulturen gebe, die nach 10 Jahren das gleiche Bild wie frei laufende Sukzessionsflächen mit einem nahezu vollständigen Untergang der Investitionskosten böten. Also warum nicht gleich mit Mutter Natur arbeiten und auf Zeit „Natur Natur sein lassen“ und ihr Anpassungsspektrum an die rasant laufende Klimadrift für den Forstbetrieb nutzen? Im Forstamt Erfurt-Willrode habe man sich nach Analyse der bisherigen Erfahrungen auf ein smartes Konzept der Wiederbewaldung verständigt, bei dem Weichlaubholz und Sukzessionsprozesse auch im Betreuungswald feste Bestandteile seien.
Die wichtigsten Bausteine der smarten Wiederbewaldung:
-
weitgehende Nutzung natürlicher Sukzessionsprozesse mit minimal-invasiver Forstwirtschaft, auch Pionierwälder können ab dem Alter 20 – 40 mit dem Harvester durchforstet werden
-
Kombination von Extensiv- (Sukzession) und Intensiv-Flächen (Pflanzung klassisch, Initiale, Anreicherung – wenn erforderlich Schutz durch Wuchshülle oder Zaun)
-
Mulchen und Flächenräumung nur kleinflächig in Kombination mit Intensiv-Flächen
-
> 1 ha Schadfläche keinerlei Maßnahmen, keine Intensiv-Fläche > 1 ha wenn Wildschutz erforderlich
-
30 m Abstand zu Nachbarbeständen, Restbestockungen,… (Sukzession) bei Intensivmaßnahmen
-
Aussparen etablierter Naturverjüngung, Restvorräte und Rückegassen, auch Fi-NV im Fi-Risiko ist Vorwald
Nicklas Singer
Ein Plädoyer für den Dauerwald
Frühjahrsexkursion „10 Jahre Betriebsziel naturgemäßer Dauerwald im Stadtwald Heldburg“
Am 4. April 2019 trafen sich rd. 60 interessierte Forstleute und Waldinteressierte im vom Forstamt Heldburg betreuten Stadtwald Heldburg zur Frühjahrstagung 2019.
Mit 3.257 ha forstlicher Betriebsfläche ist der Stadtwald Heldburg der momentan größte kommunale Forstbetrieb Thüringens, Bürgermeister Christopher Other und seine Vorgängerin Katja Kieslich reihten sich daher in die Interessierten ein und informierten sich an 7 Waldbildern über die Entwicklung zum Dauerwald.
2009 beschloss der Stadtrat Heldburg angeregt durch die Erfahrungen, welche Revierförster Jens Freiberger auf Teilen des Stadtwaldes seit 1994 gemacht hatte, eine „mittel- bis langfristige Zielstellung für den Stadtwald Bad Colberg-Heldburg – Leitbild der Waldbewirtschaftung“. Zentrale Aussage war: „Der Stadtwald Bad Colberg-Heldburg wird als naturgemäßer Dauerwald in einzelstamm- bis gruppenweiser Nutzung bewirtschaftet“. 2011 beschloss die ehemals eigenständige Gemeinde Hellingen ein ähnliches Leitbild. Mit der Gemeindeneugliederung entstand aus beiden Teilen und der Gemeinde Gompertshausen der neue naturgemäß wirtschaftende Forstbetrieb.
Dies erschien Grund genug, nach 10 Jahren sich die ersten Ergebnisse und Entwicklungsmöglichkeiten in den Revieren Heldburg und Ummerstadt anzuschauen.
Im Itz-Baunach-Hügelland gelegen ist die Baumartenausstattung mit 33 % Eiche bemerkenswert.
Die ersten beiden Waldbilder befassten sich vorrangig mit der Mischung und Strukturierung durch permanente Pflege(-nutzung). Erstaunlich, wie viel Potential an Mischung und hier v.a. Eichen sich in auf den ersten Blick Nadelholz-dominierten Beständen bei einem wachen Auge des auszeichnende Revierförsters findet.
Markiert und behutsam freigestellt bilden sie ein beeindruckendes Bestandesgerüst.
Weitere drei Waldbilder widmeten sich dem Thema Etablierung und Sicherung von Eichennaturverjüngung im Dauerwald. Die Bandbreite von trupp-, horstweiser oder femelartiger Verjüngung (eher klassische Verfahren) auf größerer Fläche boten ausreichend Stoff zur Diskussion.
Zwei Waldbilder widmeten sich der Entwicklung von Fichtenreinbeständen zu nadelholzdominierten Dauerwäldern.
Natürlich wurde auch das Jagdregime (Verpachtung) und korrespondierend die Naturverjüngung in den letzten Jahrzehnten beschrieben und diskutiert. Beim Dienstantritt von Jens Freiberger 1994 schaffte es noch nicht einmal die Fichte, sich außerhalb eines Zaunes zu verjüngen. Mittlerweile gelingt dies ohne Zaun mit Buche, Eiche, Douglasie, Tanne und Ahorn. Die Stadt hat die Jagd solide geregelt. Steter Tropfen höhlt den Stein.
Abgerundet wurde die Exkursion mit einem rustikalen Mittagessen im Revier.
Fazit: Auch wenn der Weg zum Dauerwald ein langer ist, kann man mit waldbaulicher Beharrlichkeit, Mut und politischem Durchhaltevermögen auch schon nach 10 Jahren beeindruckende (Zwischen-)Schritte zum Dauerwald unter Beteiligung der Eiche erreichen, die Zuversicht zum Weitermachen verbreiten.
Autor: Lars Wollschläger